Reiterin mit Reithelm füttert braunes Pferd mit Leckerli

Der richtige Reithelm für Kinder – sicher und bequem

Das Kind möchte Reiten. Ihr habt vielleicht schon einen passenden Stall in Aussicht, demnächst kann es losgehen. Nun musst Du Dir also Gedanken über eine notwendige Ausstattung machen. Was braucht es wirklich für  den Anfang? Was kann auch später noch besorgt werden, wenn klar ist, dass Kind bleibt dabei?

Warum ein Reithelm für Kinder unverzichtbar ist

Was jedes Kind benötigt, wenn es auf den Rücken eines Pferdes oder Ponys steigt, ist ein Reithelm. Dieser ist das Minimum an Ausrüstung, welche Dein Kind zu Beginn benötigt. Außer beim Voltigieren, sollte jeder Reiter, egal ob Kind oder Erwachsener, beim Reiten seinen Kopf schützen.

Eine bekannte Kampagne in der Reiterwelt ist zum Beispiel #helmhelden. Hier findest Du den Link zu der Kampagne. Link FN. Bis zu 30 % aller Verletzungen im Reitsport betreffen den Kopf (Quelle FN), die häufigste Todesursache bei Reitunfällen gehen auf Schädel-Hirn-Traumata zurück. Diese Fakten machen keine besonders gute Laune, ich benenne sie aber trotzdem, um die Relevanz eines funktionalen und passenden Reithelmes zu betonen. Reitstiefel, Reithose oder Reithandschuhe, all das hat seine Berechtigung, kann aber im Zweifel noch etwas warten.  

Ein Reithelm schützt den Kopf nicht nur bei Stürzen, sondern ggf. auch vor anderen Verletzungsrisiken wie Huftritten oder Stößen beim Führen oder Putzen. Aus meiner Erfahrung als Reiterin und Mutter einer jungen Reiterin kann ich sagen: Es gab Situationen, in denen der Helm den Unterschied gemacht hat.

Reithelm ist nicht gleich Fahrradhelm! Reithelme sind speziell für Stürze aus größerer Höhe konzipiert und müssen seitliche Stöße ebenso abfedern wie Aufpralle von oben. Außerdem ist die Gefahr eines Huftritts beim Reiten oder Führen real – ein Risiko, das Fahrradhelme nicht abdecken. Deshalb: Ein Reithelm für Kinder ist durch nichts zu ersetzen.

Sicherheitssysteme bei Reithelmen

Wer nach einem Reithelm für sein Kind sucht, wird schnell feststellen, dass der Markt gefühlt unendlich erscheint. Es glitzert oder glänzt. Es wird mit Systemen und Abkürzungen geworben, was dahinter steckt, muss oft mühsam recherchiert werden. Mode ist Geschmackssache, aber sie sollte nie über der Sicherheit des Reithelmes stehen. Häufig sind inzwischen Modelle bekannter Hersteller im Design kopiert worden, die Qualität und die dahintersteckenden Sicherheitssysteme aber nicht. Gleichzeitig kann ein schlichter Helm einer Reitsportkette genau passend für Euch sein.

Ich möchte Dir einen kurze Überblick auf die aktuell gängigen Sicherheitssysteme in Helmen geben:

Für alle Helme gilt: Sie müssen mindestens die Norm VG1 01.040 2014-12 erfüllen. Die Norm VG1 prüft unter anderem Stoßdämpfung, Durchdringungsfestigkeit, Stabilität des Helms und des Kinnriemens. Helme mit zusätzlichen Prüfzeichen wie dem CE-Zeichen oder einem TÜV-Siegel bieten zusätzlichen Nachweis über die Einhaltung von Sicherheitsanforderungen.

Es gibt 3 verbreitete Sicherheitssysteme, welche die Sicherheit des Reithelms weiter erhöhen:

  1. Mein eigener Helm und der meiner Tochter verfügen über MIPS (Multi-Directional Impact Protection System). Das ist ein Sicherheitssystem, das bei schrägen Aufprallen Rotationskräfte vermindert. Diese Kräfte gelten als besonders gefährlich fürs Gehirn. MIPS kennt man aus dem Skisport oder Mountainbiking – und jetzt auch aus dem Reithelm-Segment. Du musst Dir quasi vorstellen, dass es einen inneren und äußeren Teil des Reithelmes gibt, welche sich unabhängig voneinander bewegen können und so eine Rotationsverletzung verhindern können. Eine wie ich finde sehr sinnvolle Entwicklung! Modelle mit MIPS findest Du hier: Link. Ich persönlich trage folgendes Modell, Link. Meine Tochter dieses hier: Link (coming soon)
  2. Ein weiteres tolles System ist Tocsen. Das ist ein in den Helm integrierter Sturzsensor mit Notrufsystem. Er erkennt einen Aufprall und fragt den Träger, ob Hilfe benötigt wird. Bleibt eine Reaktion aus, sendet das System automatisch eine Nachricht mit Standort an vorher hinterlegte Kontakte. Fängt Dein Kind gerade mit dem Reiten an, wird es voraussichtlich nicht alleine mit dem Pferd unterwegs sein. Modelle mit integrierten Tocsen findest Du hier. Meine Tochter ist nie alleine ausreiten, wenn allerdings irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich ihre Ausrüstung um folgendes Tool ergänzen: Link (coming soon) für separate tocsen.
  3. Zuletzt möchte ich Dir die Korb-Technologie vorstellen. Sie ist ein weiteres Sicherheitskonzept, das auf stoßabsorbierenden Strukturen basiert, die sich bei einem Aufprall gezielt verformen.

Diese Systeme kommen zunehmend in hochwertigen Helmen zum Einsatz.

Die richtige Passform für dein Kind

Ob ein Helm zur Sicherheit beiträgt oder eher selbst gefahrenpotential darstellt, hängt ganz maßgeblich davon ab, ob der Reithelm passt. Der hochwertigste Reithelm kann enormen Schaden anrichten, wenn er zu groß ist und bei einem Sturz beispielsweise in den Nacken rutsch!

Also worauf musst Du achten?

Der Reithelm muss eng anliegen, ohne zu drücken. die meisten Modelle haben ein Verstellsystem per Drehrad oder Disc-System. Das ist zum Einen hilfreich, weil Kinderköpfe wachsen und der Helm so mitwachsen kann, zum anderen kann der Reithelm auf exakt den Kopfumfang Deines Kindes eingestellt werden. Wenn es nicht drückt, der Helm aber, (ohne das er unter dem Kinn verschnallt wird!) nicht rutscht wenn das Kind den Kopf so stark in jede mögliche Richtung schüttelt, dann sitzt er gut.

So findest Du die richtige Helm-Größe

Du willst einen Reithelm bestellen? Dann messe den Kopfumfang Deines Kindes aus – meist etwa einen Finger über den Augenbrauen. Viele Hersteller geben klare Größenbereiche an. Bestelle im Zweifelsfall den Helm in zwei Größen, wenn Dein Kind zwischen den Größen liegt. Die Passform kann je nach Hersteller unterschiedlich sein und ob Dein Kind seinen Reithelm gerne trägt, hängt vor allem davon ab, ob er stört oder gar unangenehm ist!

Belüftung, Polsterung & Design

Was bequem ist und gefällt, wird auch gerne getragen – Waschbare Innenpolster, gute Belüftung und ein geringes Gewicht sind für uns Erwachsene sicherlich wichtige Kriterien. Dein Kind verliebt sich aber stattdessen in den weißen Helm mit einem rosa Pferd drauf? Oder in den blauen Helm, der glitzert wie eine Disco-Kugel? Wenn der Helm optisch begeistert, wird er eher getragen. Funktional und sicher muss er natürlich trotzdem sein – trägt das Kind ohne Murren und heimlichen Ausziehen den Helm, ist das ein -wie ich finde- oft guter Kompromiss. 

Muss es ein Marken-Reithelm sein?

Nein, dass muss es nicht. Große Reitsportketten wie Krämer oder Loesdau haben sehr gute Eigenmarken. Auch bei Decathlon bekommt man für den Einstieg einen akzeptablen Helm. Diese Helme bieten in der Regel aber lediglich die geforderten Normen für Reithelme ab. Es gibt oft weniger Komfort beim Tragen. Eine teure Marke ist aber manchmal eben auch nur eine teure Marke. Ist der Reithelm deutlich teurer als der klassische Reithelm, muss er meiner Meinung nach auch mehr bieten. Und damit meine ich nicht nur Design. 

Ich habe es bei meiner Tochter so gehandhabt, dass sie für die ersten Jahre eher günstige Helme bekommen hat, welche aber eine hervorragende Passform und alle nötigen Sicherheitsstandards erfüllt haben. Warum? Die Antwort ist schlicht. Es war reine Abwägungssache. Wir haben noch „keine wilden Sachen“ gemacht, sind nur geführt ausgeritten, während ich nebenhergelaufen bin oder waren mit einem wirklich sehr braven Pony in der Halle. Natürlich kann das liebste und nervenstärkste Pony seinen Reiter auch mal absetzen, aber es war wie bereits geschrieben- eine Abwägungssache. Das waren unsere Modelle die wir bisher genutzt haben: Links

Nun steigt das reiterliches Niveau und damit da Risiko sich zu verletzen. Eigenständige Ausritte im Schritt. Trab und Galopp oder Springreiten haben ein höheres Risiko für Kopfverletzungen. Darum wurde ein neuer Helm mit einem anderen Sicherheitssystem gekauft. Wir haben uns für diesen hier entschieden: Link (coming soon). Mein eigener Helm ist von der gleichen Marke und verfügt über MIPS, was mir persönlich sehr wichtig ist.

Der zweite Aspekt für einen eher günstiges Exemplar war der Umgang meiner Tochter mit ihrem Reithelm. Schnell mal auf den Boden legen oder auch mal kurz fallen lassen. Nach einem schweren Sturz sollte ein Helm ausgetauscht werden, eventuell reicht sogar ein schwerer Sturz „aus-der-Hand“ auf Steinboden. 

Schäden sind nicht immer sichtbar, können sich aber erheblich auf die Funktionalität auswirken! 

Reithelm gebraucht oder neu kaufen?

Es wird dich nicht wundern, ich würde von gebrauchten Helmen abraten. Auch wenn sie gut aussehen: Einmal gestürzt oder falsch gelagert, können sie unsichtbare Schäden haben. Meine Empfehlung: Spätestens nach 5 Jahren austauschen (das Material wird mit der Zeit porös und kann damit seinen „Job“ nicht mehr erfüllen) oder nach jedem harten Aufprall. Sicher ist sicher.

Reithelm mit Pferdebürste im Sand auf einem Reitplatz

Fazit: Welcher Reithelm ist der richtige?

Ein guter Kinderreithelm muss sicher, bequem und gerne getragen sein. Er sollte optimal passen, zertifiziert sein (VG1 oder höher), und ggf. ein modernes Sicherheitssystem wie MIPS oder Tocsen beinhalten. Ob mit Glitzer oder in schlichter Ausführung: Wichtig ist, dass Dein Kind ihn freiwillig und gerne trägt. Denn nur so kann er im entscheidenden Moment auch schützen.

Checkliste & Empfehlungen

An dieser Checkliste kannst du dich orientieren, um den für dein Kind richtigen Helm auszuwählen:

  • Passt der Helm wirklich gut? (nicht zu eng, nicht zu locker, mach den „Schüttel-Test“)
  • Erfüllt der Helm die Norm VG1 oder höher?
  • Gibt es ein Verstellsystem, das mitwächst und eine optimale Anpassung an den Kopf ermöglicht?
  • Ist der Helm angenehm zu tragen? (Polsterung, Belüftung)
  • Findet Dein Kind den Reithelm schön genug, um ihn gerne zu tragen?
  • Neu gekauft? (nicht gebraucht, unfallfrei)
  • Optional: Modernes Sicherheitssystem wie MIPS, Tocsen oder Korb-Technologie?

Meine Empfehlungen, von günstig bis High-End, findest du hier:

Günstig, aber gut

Reithelm 100 Damen/Herren/Kinder schwarz
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€ 24,99

Decathlon

Bestes Preis-/Leistungs-Verhältnis

Reithelm Nori 2
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€ 69,99

Equiva

Die neusten Sicherheits-Features, dafür teurer

EQ3 „Pardus“ – Smooth Schwarz – Back on Track Germany

RidersDeal

Und noch ein Gedanke zum Schluss: Ich habe viel über Gefahren für den Kopf Deines Kindes beim Reiten geschrieben geschrieben. Das hinterlässt bei Dir vielleicht ein mulmiges Gefühl, dass verstehe ich. ABER: Reiten ist ein wunderschöner Sport. Viel mehr sogar als „nur“ Sport. Für viel Menschen eine Leidenschaft oder gar Berufung. Allerdings hat Dein Kind mit Tieren zwischen 300 und 700 kg zu tun, das sollten wir nicht vergessen. Freude mit dem Pferd beginnt bei guter Vorbereitung. Mit einem passenden Reithelm hast Du diesen ersten Schritt getan.

Reithelme für Kinder – FAQ

Zum Reiten braucht Dein Kind ein Reithelm. Dieser ist entsprechend der Belastung bei einem Sturz vom Pferd entwickelt und zertifiziert. Ein Sturz vom Pferd ist anders als ein Sturz vom Fahrrad. Ein entsprechend zertifizierter Reithelm muss aber nicht teuer sein und ist eine der wenigen wirklich wichtigen Anschaffungen, wenn Dein Kind reiten lernen möchte. Eine Auswahl von günstigen Einsteigermodellen bis hin zu tollen Reithelmen mit moderner Technologie wie z.B. dem MIPS System findest Du in meinen Empfehlungen.

Für mich ganz klar ein neuer Reithelm. Ein Reithelm sollte nach dringender Empfehlung nach jedem schwereren Sturz ausgetauscht werden. Schäden am Helm sind von außen nicht immer sichtbar, schränken aber den Schutz beim nächsten Sturz stark ein. Auch Materialverschleiß ist ein Thema bei gebrauchten Reithelmen. Selbst wenn der gebrauchte Reithelm aus verlässlicher Quelle noch nie einen Sturz erlebt hat, ist er aber bitte gründlich auf das Alter zu prüfen. Nach 3-5 Jahren, sollte ein Helm ausgetauscht werden.

Nicht unbedingt. Es gibt einige Helme, die zurecht kostenintensiver sind, wenn z.B. ein MIPS System oder TOCSEN eingebaut sind. Es gibt aber auch gute Helme die lediglich ohne Strass, Lack und Glitzer oder einen Markennamen ausgestattet sind, aber den Kopf genauso gut schützen.

Es gibt für mich allerdings ein großes ABER: Dein Kind soll den Helm gerne tragen, auch wenn Du nicht dabei bist! Ein Helm der gefällt, hat eine größere Akzeptanz als einer der zwar funktioniert, aber „hässlich“ ist.

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