Mein Kind will Reiten – Alle Infos zum Start
Der Wunsch, einem Pferd nah zu sein, scheint bei vielen Kindern fast wie „angeboren“. Schon im Kindergartenalter sind Pferdebilder in Malbüchern beliebt, Schleich-Ponys ziehen ins Kinderzimmer ein und das Spiel dreht sich oft um kleine Reiterhöfe. Dabei ist es erst einmal ganz egal, ob jemand in der Familie reitet – die Faszination für Pferde scheint generationsübergreifend zu funktionieren.
Faszination Reiten – Wieso Kinder Pferde lieben
Pferde haben eine besondere Wirkung auf Kinder – Sie sind groß und stark (selbst die kleinsten Ponys sind aus Perspektive unserer Kinder groß) und gleichzeitig sanft. Ihre Bewegungen sind ruhig, ihre Körpersprache klar. Sie strahlen etwas aus, das viele Kinder intuitiv als „sicher“ und „ehrlich“ empfinden.
Gerade schüchterne oder sehr lebhafte Kinder erleben beim Pferd oft ein Gefühl von innerer Ordnung. Wer mit einem Pferd klarkommen will, muss sich konzentrieren, ruhig bleiben, klare Signale geben. Viele Kinder mögen genau das – auch wenn sie das vielleicht gar nicht so benennen könnten.
Reiten – Sport oder Leidenschaft?
Reiten ist vielmehr als nur eine Sportart. Unsere Sport- und Freizeitpartner müssen vor dem Reiten geputzt und danach erneut umsorgt werden. Dafür benötigt es eine gewisse Leidenschaft für das Pferd.

Etwa die Hälfte der Zeit am Stall hat etwas mit Putzen, Pferdeäppel wegmachen oder Fegen zu tun. Der besondere Geruch von Pferd, Heu und die ganz einzigartigen Geräusche eines Pferdestalls bieten ein echtes Kontrastprogramm zum allzu oft hektischen Alltag. Viele Kinder genießen genau diesen Wechsel: Raus aus dem Kopf, rein in den Körper und das Hier und Jetzt.
Die Liebe zu Pferden – ganz ohne Reiten
Während meiner Arbeit als Reittherapeutin konnte ich immer wieder sehen, wie tief die Verbindung zwischen Mensch (großen wie auch kleinen) und Pferd sein kann – oft sogar, ohne dass dieser je im Sattel gesessen hat.
Meine Tochter beispielsweise verbringt gefühlte Stunden damit, die Jungpferde zu kuscheln. Sie kennt von jedem Pferd seine liebste Stelle zu Kraulen, und weiß genau, wer mutig, ein bisschen frech oder eher zurückhaltend ist.
Alleine der Kontakt reicht aus, um sich mit den Jungpferden verbunden zu fühlen. Das bloße Dasein, das Füttern, das Putzen – all das hat Wirkung. Pferde urteilen nicht. Sie schauen, wie du bist – nicht, wie du gerne wärst. Für viele Kinder ist das eine wertvolle Erfahrung.
Manchmal verlässt Kinder der Mut, wenn sie einem so großen Tier gegenüberstehen. Aufsitzen? Fehlanzeige. Das ist ok so! Lieber langsam an Pferde und Reiten herantasten, als ängstlich auf das Pferd aufsteigen. Pferde spüren es, wenn der Reiter Angst hat, und so kann das Pferd, je nach Charakter, dadurch selbst Angst bekommen.

Ab wann können Kinder Reiten?
Die Frage, ab wann ein Kind mit dem Reiten beginnen kann, wird mir oft gestellt. Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht, aber ein paar gute Anhaltspunkte schon.
Jedes Kind ist anders!
Grundsätzlich ist jedes Kind unterschiedlich – körperlich, emotional, vom Temperament und von den Lebensumständen her. Die Voraussetzungen und der Einstieg ins Reiten lassen sich also nicht über einen Kamm scheren. Manche Kinder fangen früher an und finden schnell ihren Zugang, andere brauchen etwas mehr Zeit oder beginnen später.
Grundsätzlich gilt: Es gibt kein „Mindestalter“, ab dem Kinder reiten dürfen. Vielmehr geht es darum, ob das Kind bereit ist – körperlich, motorisch, emotional. Manche Kinder zeigen mit zwei Jahren großes Interesse und möchten unbedingt „aufs Pony“. Andere Kinder entdecken ihre Leidenschaft für Pferde vielleicht mit sechs, sieben Jahren oder auch älter. Beides ist völlig in Ordnung.
Reiten stellt durchaus Anforderungen – auch wenn es von außen oft ganz leicht aussieht. Ein gewisses Maß an Körperspannung ist nötig, um auf dem Pferd sitzen zu können, ohne zu rutschen oder sich festzuklammern. Auch das Gleichgewicht sollte altersgemäß entwickelt sein. Psychisch braucht es die Fähigkeit, sich auf neue, manchmal unvorhersehbare Situationen, einzulassen – das Pferd ist ein lebendiges Wesen und kein Spielgerät. Kognitiv sollte das Kind einfache Anweisungen verstehen und umsetzen können.
Der Start mit dem Pferd – Womit geht’s los?
Aufgrund der hohen Nachfrage von Erwachsenen mit sehr jungen Kindern, die sich den frühen Kontakt zu Pferden oder Ponys wünschen, haben sich einige Reitbetriebe auf eine Art „frühpädagogische Pferdezeit“ eingestellt. Gemeint ist damit nicht klassischer Reitunterricht, sondern ein spielerischer Einstieg, bei dem das Pferd als Partner im Mittelpunkt steht. Kinder ab dem Kindergartenalter – manchmal auch jünger – lernen, wie man ein Pony putzt, es führt, was es frisst, wie es sich bewegt und was es braucht.
Auch Voltigieren (Turnen auf dem Pferd) können schon „die Kleinen“ mitmachen. Hier geht es meist ab vier Jahren los.

Viele Reitschulen haben als Mindestalter 8 Jahre festgelegt. In der Regel sind Kinder in diesem Alter psychisch, kognitiv und emotional reif genug, um den Anweisungen der Reitlehrer folgen zu können. Dieses Mindestalter würde ich aber nicht zwingend erforderlich halten. Jedes Kind ist anders und oft reift das Kind durch den Kontakt zum Pferd und einem fremden Umfeld.
Sensibel starten, „Vollgas“ geht auch später noch
Meine Erfahrung zeigt: Kinder, die in Ruhe starten dürfen, bleiben länger dabei – und entwickeln ein viel feineres Gefühl für das Tier. Druck, Vergleiche oder übertriebene Ansprüche bringen in diesem Alter niemandem etwas. Viel wichtiger ist: Hat mein Kind Spaß? Fühlt es sich sicher? Und: Möchte es wiederkommen?
Die notwendige Reitausrüstung
Reiten ist nicht der günstigste Sport. Neben den Unterrichtskosten kommen Reithelm, eventuell eine Sicherheitsweste, geeignete Kleidung, geeignetes Schuhwerk, Reithandschuhe und ggf. eigene Ausrüstung, wie z. B. eigenes Putzzeug, dazu.
Die absolut notwendige Ausrüstung für den Beginn ist:
- Ein gut sitzender Reithelm (ab 25€)
Mehr in meinem Artikel über Reithelme - Passende Reitstiefel oder stabile Reitschuhe mit Absatz (Gummireitstiefel ab 35 € und Gummi-Reitstiefeletten ab 15€, dazu Chaps ab 20€)
Mehr in meinem Artikel über Reitstiefel - Ggf. eine Reithose (ab ca. 15€)
Mehr in meinem Artikel über Reithosen - Ggf. eine Sicherheitsweste (ab ca. 60€ )
Mehr in meinem Artikel über Sicherheitswesten
Einige Dinge lassen sich gut gebraucht kaufen, etwa Kleidung oder Stiefel. Bei Helmen jedoch würde ich als Sicherheitsprodukt klar zu einem Neukauf raten. Hier geht es um Kopfschutz – da sollte man keine Kompromisse machen. Es muss aber nie das teuerste Produkt sein.
Der richtige Reitstall für Kinder
Ein guter Reitstall ist mehr als ein Ort mit Pferden. Er ist Lernumfeld, Erfahrungsraum und Kontaktstelle zwischen Mensch und Tier. Und gerade für Kinder zählt der erste Eindruck – ebenso wie die Atmosphäre, in der sie ankommen und lernen dürfen.
Sicherheit und Fachkompetenz
Wer gibt den Unterricht? Sind es ausgebildete Reitlehrer oder eher erfahrene Reitschüler? Gerade für Kinder braucht es pädagogisches Feingefühl und ein gutes Gespür für Timing, Motivation und Körpersprache. Gute Reitlehrkräfte schaffen Vertrauen, setzen klare Regeln – und bleiben auch in angespannten Momenten ruhig und professionell.
Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Jugendzeit. Als Teenager und Reitschülerin durfte ich damals selbst Longenstunden geben. Damals war das nicht unüblich – und ich war stolz. Heute weiß ich: Das sollte ein absolutes No-Go sein. Kinder und Jugendliche können und sollen sich einbringen, aber die Verantwortung für Unterricht und Sicherheit gehört in erfahrene, fachlich qualifizierte Hände.
Der Zustand der Pferde
Schulpferde werden oft stark gefordert. Umso wichtiger ist ein wacher Blick:
- Wirken die Tiere gesund, wach und gepflegt?
- Gibt es Lahmheiten, ausgemergelte Körper oder stumpfes Fell?
- Haben die Pferde Bewegung außerhalb der Reitstunden – also Auslauf, Weidezeit oder zumindest einen großen Paddock?
Das wirst Du nur erfahren, wenn Du danach fragst. Für eine artgerechte Haltung ist das aber eine absolute Voraussetzung, nicht nur eine Option, wenn es dem Betrieb gerade passt.
Pferde sind Lauftiere. Sie brauchen Raum, Frischluft und Kontakt zu anderen Pferden, um artgerecht und gesund leben zu können. Pferde, die den ganzen Tag in der Box stehen und nur zum Reiten rausgeholt werden, sind nicht gut aufgehoben. Regelmäßiger Freilauf ist sogar rechtlich verpflichtend! Wir Kunden schulden es den Pferden, dass wir genau hinschauen und sie als Lebewesen mit Bedürfnissen akzeptieren. Wer das nicht tut, ist wohl besser bei einem anderen Sport aufgehoben.
Stallklima und Atmosphäre
Wie ist der erste Eindruck? Riecht es stark nach Ammoniak oder ist der Stall hell, luftig und gut gepflegt?

Jeder Pferdestall hat einen Eigengeruch. Für Menschen, die wenig Kontakt zu Tieren haben, kann auch der sauberste Stall (zunächst) ungewohnt oder unangenehm riechen. Ob eine Box sauber ist oder mehr Mist als sauberes Stroh oder Späne beinhaltet, lässt sich aber leicht prüfen. Wie hell und luftig ein Stalltrakt ist, hängt leider manchmal auch vom Alter der Gebäude ab.
Früher waren die Standards in der Pferdehaltung noch völlig anders. Viele Gebäude müssten kostenintensiv saniert werden. Nicht jeder Verein hat dafür die finanziellen Mittel. Hier gilt es nach Kompromissen zu suchen. Gehen die Pferde dafür vielleicht besonders lange raus? Haben sie genug Gras auf der Wiese oder Heu zum Knabbern auf dem Paddock? Dann ist es immer noch nicht schön, aber der Betrieb gibt sich Mühe, seine Defizite auszugleichen.
Unterrichtsgestaltung – Auf diese Punkte solltest du achten
Kinder die Spaß am Reiten haben, lernen besser und schneller. Aber: Nur Spaß, ohne eine fachlich fundierte Basis, bringt wiederum auch nichts. Eine gute Balance zwischen Anspruch und Spiel ist aus meiner Sicht ein unschlagbares Team, wenn es darum geht, Kindern reiten beizubringen.
Gruppenstruktur
Wie groß sind die Gruppen? Gibt es klare Strukturen? Werden Kinder mit ähnlichem Kenntnisstand gemeinsam unterrichtet? Oder reitet eine Anfängerin neben einem Teenager mit eigenem Pferd? Auch die Dauer der Stunde ist ein Punkt: 30 Minuten können intensiv und lehrreich sein – wenn sie gut angeleitet werden. 60 Minuten „im Kreis reiten“ bringt wenig, wenn das Kind dabei sich selbst überlassen bleibt.
Wertschätzender Umgang miteinander
Wie gehen die Menschen miteinander um – wertschätzend oder eher schroff?
Der Reitsport von heute hat seine Anfänge im Militär. Manche Reitlehrer vergessen, dass sie mit ihren SchülerInnen nicht in den Krieg ziehen müssen. Das muss nicht sein und nimmt den Kindern die Freude am Reiten. Ganz davon abgesehen, dass sich die menschliche Anspannung auf das Pferd überträgt und lockere Bewegungsabläufe im Kontrast zum angespannten Körper stehen. Aber auch Wertschätzung hat seine Grenzen. Wird konstruktives Feedback gegeben? Oder ist alles immer nur „super“? Das bringt nämlich niemanden weiter und das Kind selbst kann seine Fähigkeiten nicht reflektieren.
Wer, wie, was? Wer nicht fragt „bleibt dumm“
Ernie und Bert aus der Sesamstraße haben es uns vor Jahren schon vorgesungen. Kinder (und Erwachsene natürlich genauso) müssen Fragen stellen dürfen, um Zusammenhänge zu verstehen. Ich bin immer begeistert, wenn Kinder (und auch Erwachsene) Fragen stellen. Noch begeisterter bin ich, wenn Theorieunterricht neben den Reitstunden als zusätzliches Angebot bestehen. Werden Fragen „abgebügelt“ und nicht beantwortet? Dann läuft etwas schief…
Warum ist Reiten so teuer?
Spätestens jetzt sollte auch klar sein, warum Reitstunden in der Regel ab 20 € aufwärts kosten. In ländlichen Regionen vielleicht etwas weniger, in Ballungsgebieten etwas mehr. Pferde brauchen Platz. Nicht nur Wiesen zum Grasen und Toben. Ställe, Lagerflächen von Futter, vielleicht auch eigene Heuwiesen. Land kostet, genauso wie Futter, der Schmied und Tierärztliche Versorgung (die geht bei einem kranken Pferd schnell in fünfstellige Höhen). Dazu noch das Gehalt von den Mitarbeitenden des Stalls. Ein aktueller Preistreiber ist leider auch das Klima. Durch die Trockenheit lässt sich oft nur einmal das Heu „ernten“, nicht mehr zwei- bis dreimal. Ist ein Rohstoff knapp, wird er teurer.
Wie oft sollte mein Kind Reiten?
Die Frage nach dem „richtigen“ Maß beschäftigt viele Eltern. Reiten ist anstrengend – körperlich wie geistig. Schon beim Putzen und Vorbereiten braucht es Aufmerksamkeit und Koordination. Im Sattel selbst kommen Balance, Körperspannung, Konzentration und Timing dazu. Reiten ist kein Nebenbei-Programm, sondern fordert das ganze Kind.

Kinder unter 6 Jahren
Grundsätzlich gilt: Je jünger ein Kind ist, desto kürzer und überschaubarer sollten die Einheiten sein. Kindergartenkinder sind oft schon nach 20 Minuten „satt“, selbst wenn sie rein zeitlich noch länger könnten. In diesem Alter reicht es völlig, wenn das Reiten einmal pro Woche oder sogar alle zwei Wochen stattfindet – am besten ohne Leistungsdruck.
Pferdekontakt kann natürlich auch häufiger stattfinden, zum Beispiel durch Zeit im Stall, gemeinsames Putzen oder einfaches Zusammensein mit dem Pony. Das stärkt die Beziehung und das Verständnis fürs Tier.
Intensiver Unterricht oder gezieltes Reiten lernen hingegen ist einmal pro Woche in aller Regel ausreichend – gerade in jungen Jahren. Denn auch hier gilt: Weniger ist oft mehr, wenn es mit Freude, Aufmerksamkeit und Raum für Entwicklung einhergeht
Kinder über 6 Jahren
Mit dem Schuleintritt steigt meist auch die Belastbarkeit. Kinder in diesem Alter können sich schon besser konzentrieren, Anleitungen aufnehmen und auch körperlich länger mitarbeiten. Eine Reitstunde pro Woche ist für die meisten ein guter Einstieg. Wer zusätzlich gerne Zeit im Stall verbringt – etwa beim Helfen oder Zuschauen – kann nach und nach weiter aufbauen.
Pferdezeit soll stärken, nicht stressen. Und gerade im Grundschulalter ist weniger oft mehr. Lieber mit Gelassenheit wachsen als mit zu viel Druck das Interesse verlieren.
Welches Angebot passt zu meinem Kind?
Wer denkt, Reiten sei gleich Reitunterricht, merkt schnell: Es gibt eine ganze Bandbreite an Angeboten – und nicht jedes passt zu jedem Kind. Je nach Alter, Interesse und Entwicklungsstand kann der richtige Einstieg ganz unterschiedlich aussehen. Ich möchte Dir eine kurzen Überblick über die gängigen Angebote in der Pferdewelt geben.
Ponyreiten oder geführtes Reiten
Ein erster, spielerischer Kontakt mit dem Pferd. Das Kind sitzt auf einem Pony und wird geführt – ob auf dem Reitplatz, beim Spaziergang oder auf dem Hof. Hier geht es nicht um Reittechnik, sondern um erste Erlebnisse: Bewegung spüren, Vertrauen aufbauen, Nähe zulassen.
Empfehlung: Ideal für Kindergartenkinder oder zum Reinschnuppern – vorausgesetzt, das Pony ist brav und der Umgang achtsam.
Voltigieren
Turnen auf dem Pferd – meist in der Gruppe und mit Musik. Voltigieren ist eine tolle Möglichkeit, Körpergefühl, Gleichgewicht und Teamgeist zu entwickeln. Das Pferd läuft an der Longe, die Kinder wechseln sich mit Übungen ab. Voltigieren ist kein Reiten, der Sport verfolgt ein grundsätzlich anderes Ziel. Lies dazu gerne meinen Artikel über das Voltigieren (coming soon).
Empfehlung: Besonders geeignet für Kinder, die gern in Gruppen sind, Bewegung mögen und spielerisch ans Pferd herangeführt werden sollen.
Longenunterricht
Ein Kind, ein Pferd, eine Lehrerin. Das Pferd läuft an der Longe im Kreis. Hier kann intensiv und individuell auf die Fähigkeiten des Kindes eingegangen werden. Das Kind übt Sitz, Balance und erste Hilfen. Ohne Zügel, dafür mit viel Körpergefühl. Longenunterricht ist übrigens nicht nur etwas für Reitanfänger! Ich selbst lasse mich regelmäßig an die Longe nehmen, damit ich mich intensiv und ausschließlich auf meinen Körper und meinen Sitz konzentrieren kann. Meine Tochter freut sich regelrecht darauf, wenn wir eine Trainingseinheit zu Sitzschulung an der Longe nutzen.
Empfehlung: Ein klassischer Einstieg für Grundschulkinder – besonders dann, wenn erste Grundlagen ruhig und sicher aufgebaut werden sollen. Geht aber immer zwischendurch und schadet nie!
Kinderreitunterricht in der Gruppe
Hier geht es schon mehr Richtung „klassisches Reiten“: Schritt, Trab, Galopp, Bahnfiguren, kleine Übungen. Die Kinder sitzen selbstständig auf dem Pferd, lernen in der Gruppe. Wichtig ist die pädagogische Qualität – und die Gruppengröße. Achtung: Es sollte durch einen geschickten Unterrichtsaufbau darauf geachtet werden, dass die Pferde nicht einfach „stumpf“ hintereinanderher laufen. So lernen Kinder viel weniger, als es möglich wäre! Es sollten immer wieder einzelne Übungen beim Kind-Pferd-Duo abgefragt werden, um den Leistungsstand zu ermitteln.
Empfehlung: Für Kinder mit etwas Vorerfahrung oder nach Longenstunden – wenn sie sicher genug sind, selbstständig zu Reiten.
Reittherapie und Reitpädagogik
Weniger Leistung, mehr Beziehung: Reitpädagogische Angebote kombinieren spielerisches Lernen mit bewusster Pferdezeit. Oft stehen Körperwahrnehmung, Kommunikation und soziales Miteinander im Mittelpunkt. Hier geht es nicht primär ums Reiten lernen, sondern um emotionale, soziale oder motorische Unterstützung. Hier bekommst Du Infos rund um Reittherapie und Reitpädagogik.
Empfehlung: Für Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder Entwicklungsfragen – vorausgesetzt, das Setting ist professionell aufgebaut.
Westernreiten, Barockreiten, Gangpferdereiten und andere Stile
Viele Reitbetriebe spezialisieren sich auf bestimmte Reitweisen – ob Western, Barock, Islandpferdereiten oder klassisch-englisch. Für Kinder spielt das zu Beginn meist eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist: Sind die Grundlagen gut vermittelt? Wird auf Sicherheit, Pferdewohl und ein ruhiger, kindgerechter Aufbau geachtet? Lust über den Tellerrand zu gucken? Hier serviere ich Dir Infos zu bunten Welt des Reitens.
Die Reitweise ist zweitrangig – die Basisarbeit, das Pferdeverständnis und der achtsame Umgang sind überall die gleichen.
Ein Gedanke -fast- am Schluss
Wir als Erwachsene sind die Rahmengeber. Wir organisieren, investieren, beobachten. Und manchmal stehen wir vor der Entscheidung, einem Herzenswunsch zu folgen oder ihm Grenzen zu setzen. Das ist nicht immer leicht.
Wie oft muss ich meiner Tochter sagen, das keine weiteren Pferde bei uns „einziehen“. Auch wenn wir ein Pferd haben… dieser Wunsch kommt oft. Ein ganz eigener plüschiger Pony-Freund.
Nicht nur mein Kind träumt davon. Was alles an dem Kauf eines Pferdes mit dran hängt, kann ein Kind nicht überblicken. Willst Du mehr dazu erfahren, dann ließ gerne meinen Artikel „Der Weg zum eigenen Pferd“ (coming soon). Hier zeige ich Dir, mit welchen Kosten du rechnen musst.
Fazit
Reiten ist mehr als ein Sport. Es ist Beziehung, Bewegung, Beobachtung – und ein wachsendes Miteinander. Wer sein Kind beim Einstieg begleitet, wird schnell merken: Es geht nicht um schnelle Fortschritte, sondern um kleine Schritte, die Sicherheit und Vertrauen aufbauen.
Was Kinder im Kontakt mit Pferden lernen, lässt sich nicht auf Reitkenntnisse beschränken. Sie lernen Rücksicht, Präsenz, Selbstvertrauen. Sie erleben, wie Verantwortung funktioniert – und wie lohnend es ist, dran zu bleiben.
Für uns Erwachsene bedeutet das manchmal: Tempo rausnehmen. Nicht jeder Wunsch nach „mehr“ muss sofort erfüllt werden. Viel wichtiger ist, dass sich ein tragfähiges Fundament bildet. Und das entsteht nicht durch Ausrüstung, Prüfungen oder Turniere – sondern durch ruhige Zeit, gute Begleitung und passende Angebote.
Trotz meiner eigenen Leidenschaft für Pferde, muss ich mich als Mutter gelegentlich selbst daran erinnern. Es ist etwas völlig anderes, sein Kind in einer Leidenschaft oder in einem Sport zu fördern und fordern, als wenn es einen selbst betrifft. Bei jedem Entwicklungsschritt meines Kindes bin ich immer wieder am Zweifeln, Zögern und Staunen. Wenn meine Tochter sich etwas zutraut, dann versuche ich, sie zu unterstützen. Bislang hat das gut funktioniert.
Für tiefere Einblicke in die Pferdewelt, Tipps und Empfehlungen, lest gerne meine anderen Blogartikel!