Drei edle Pferde, stellvertretend für verschiedene Pferderassen und Vielfalt

Pferderassen – Vielfalt, Typen und Besonderheiten

Wer Reitsport im Fernsehen sieht oder Reitschulen besucht, sieht in der Regel ein sehr einheitliches Bild. Die Pferde sind groß, athletisch, bei einem Farbspektrum von Braun bis Schwarz oder schimmelfarben (weiß). Dabei ist die Welt der Pferde vielfältig und bunt – weltweit gibt es über 200 Pferderassen.

Von kleinen Ponys, nicht größer als ein Schäferhund, bis hin zu Riesen mit einem Stockmaß von bis zu 2m, mal schlank und sportlich, mal rundlich und ausgeglichen. Die Welt der Pferderassen deckt so ziemlich jede Vorliebe und jeden Einsatzzweck ab.

Mit diesem Artikel möchte ich Euch einen kleinen Überblick geben, was ein Warmblut ist, ob ein Kaltblut wirklich kaltes Blut hat und dass Ponys keine Baby-Pferde sind, und bei weitem nicht nur für Kinder geeignet sind.

Pferderassen – wieso eigentlich?

Geschichte und Zuchtziele

Die enorme Vielfalt der Pferderassen ist kein Zufall. Schon seit Jahrhunderten züchtet der Mensch Pferde für bestimmte Zwecke: als Arbeitstiere, als Reitpferde oder für den Krieg. Daraus sind unterschiedliche Typen entstanden – kräftige Kaltblüter für die Landwirtschaft, elegante Vollblüter für Geschwindigkeit, vielseitige Warmblüter für Sport und Freizeit sowie Ponys, welche die gesamte Sparte ihrer Großen Artgenossen abdecken. Pferderassen wie Ponys sind bei weitem nicht nur klein, flauschig und für Kinder. Oft verstecken sich in Ponys echte Sportskanonen, die es leicht mit den Großen aufnehmen können.

Nicht nur der Zuchtzweck spielt eine Rolle, auch das Herkunftsland der jeweiligen Rasse, mit ihren unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, prägen den Rassetyp eines Pferdes oder Ponys.

Ist es also extrem heiß, wie in den Arabischen Emiraten, stört ein dickes Fell. Die dortigen Pferde müssen mit Wasserknappheit, Hitze bei Tag, Kälte bei Nacht und kargem Futter zurechtkommen. Ein Shetlandpony oder Islandpferd wiederum kann Nässe und Kälte ohne größere Anstrengung trotzen. Auch was das Futter angeht, sind diese Rassen genügsam; Auf deren Herkunftsinseln wächst kein fettes Weiddegras wie bei uns in Deutschland. Was gefressen werden kann, muss der Körper bestmöglich verarbeiten. Daher sind viele Ponys in Deutschland viel zu dick.

Shetlandponys sind zwar für ihre Größe enorm stark, einen ganzen Baum können sie aber doch nicht aus dem Wald ziehen. Hierfür braucht es dann doch „die großen Kaliber“. Kaltblüter machen sich nicht nur vor Kutschen durch die Lüneburger Heide toll, sie können auch einen richtig wichtigen Job erledigen: nämlich das Rücken von Holz aus dem Wald. Fahrzeuge kommen nicht überall hin und sind erst recht nicht so umweltfreundlich wie ein Kaltblut.

Jedes Zuchtziel, egal welcher Pferderasse, sollte darauf ausgerichtet sein, die Pferde gesünder und robuster zu machen, und ihrem Einsatzzweck entsprechend zu optimieren.

Warmblut- vs. Kaltblutpferde

Ponys sind klein, so viel ist nun klar. Was hat es nun mit den Begriffen Warmblutpferd, Vollblutpferd oder Kaltblutpferd auf sich?

So viel schon mal vorab: Es hat nichts mit der Temperatur des Blutes auf sich. Die Begrifflichkeiten sind auf das Temperament der Pferdetypen zurückzuführen.

Unter den Pferderassen zählen Vollblüter zu den temperamentvollen, „heißblütigen“ Pferden, wie beispielsweise der Araber oder das Englische Vollblut. Schnell, ausdauernd, aber auch „leicht“ aus der Fassung zu bringen.

Weißes Pferd galoppiert in der Natur

Ein Kaltblut ist ein schwerer Pferdetyp. Pferde, die schwere Lasten ziehen können, schwere Kutschen, Baumstämme u. Ä. Sie sind stark, der Fokus liegt nicht in der Geschwindigkeit, sondern in der Zugkraft. Der Charakter, also das Interieur, ist nervenstark und ausgeglichen. Bei einem Tier, das gut und gerne auch mal eine Tonne wiegen kann, wäre ein nervöser Charakter mehr als ungünstig. Beispiele für ein Kaltblut sind das Belgische Kaltblut oder das Shire Horse.

Starkes Arbeitspferd mit Geschirr im Einsatz

Das Warmblut liegt genau zwischen Vollblut und Kaltblut. Sie sollen Kraft, Ausdauer und Eleganz vereinen. Warmblüter sind typische Sportpferde, die im Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssport eingesetzt werden. So wie der Oldenburger, Hannoveraner oder Trakehner.

Dressurpferd mit Reiter bei einer Dressurübung

Vergleichstabelle (Pferdetypen)

Typ

Temperament / Charakter

Beispiele (Rassen)

Typischer Einsatzbereich / Eigenschaften

Vollblut

heißblütig, temperamentvoll, schnell und ausdauernd

Araber, Englisches Vollblut

Rennsport und andere Disziplinen mit hoher Geschwindigkeit

Warmblut

mittleres Temperament; vereint Kraft, Ausdauer & Eleganz

Oldenburger, Hannoveraner, Trakehner

Dressur‑, Spring‑ und Vielseitigkeitssport

Kaltblut

ruhig, nervenstark; kräftiger, schwerer Pferdetyp

Belgisches Kaltblut, Shire Horse

Zug‑ und Forstarbeit, schwere Lasten; starke Zugkraft

Was ist denn nun ein Pony?

Die Welt der Ponys ist, aus meiner persönlichen Ponyliebhaber-Sicht, so viel vielfältiger als die der Großpferde. Allein schon wegen des Größenspektrums. Die Kleinsten sind nicht größer als ein Hund. Zum Reiten nicht geeignet, aber deswegen noch lange keine Rasenmäher! Von zirzensischen Lektionen(also Zirkuslektionen), bis hin zum Einsatz als Kutschpony, zeigen die Kleinsten ihre Talente. Nur weil sie klein sind, sollten sie nicht unterschätzt werden!

Das Falabella-Pony wird ausgewachsen nicht höher als 86cm. Die größten Ponys dürfen 1,47m werden, hier sind bekannte und auch für den Sport beliebte Rassevertreter die Deutschen Reitponys.

Definition & Stockmaß (max. 1,48m)

Ponys sind also keine Baby-Pferde. Als Pony werden offiziell Pferde mit einem Stockmaß von höchstens 1,47 m am Widerrist bezeichnet. Alles darüber zählt nicht mehr als Pony, sondern als Pferd – auch wenn das Tier vom Typ her noch ponyartig wirken kann.

So ist zum Beispiel ein Deutsches Reitpony „aus dem Maß“ gewachsen und ist mit 1,50m kein Pony mehr, sondern ein Großpferd. Auch wenn Mutter und Vater als Deutsches Reitpony in den jeweiligen Zuchtbüchern eingetragen sind.

Ähnliche Grenzgänger sind der Haflinger oder das Islandpferd. Beide Rassen liegen mit ihrer Größe zwischen 135-155cm. Diese Größen sind im Rassestandard abgebildet und akzeptiert, kleinere Vertreter gelten als Ponys, größere als Pferde.

Hier eine kleine und absolut unvollständige Übersicht beliebter Ponyrassen für Kinder und Erwachsene:

  • Deutsches Reitpony: Speziell gezüchtet für den Reitsport von Kindern und Jugendlichen. Es vereint Ponygröße mit dem edlen Typ eines Reitpferdes. Vielseitig, sportlich und zuverlässig.
  • Shetlandpony: Sehr kleine, sehr robuste Ponys mit viel Charakter. Sie sind beliebte Kinderponys, brauchen aber eine klare Führung, weil sie gerne ihren eigenen Kopf durchsetzen. Hier sollte nie vergessen werden, dass ein Shetlandpony, trotz seines niedlichen Aussehens, NIE nur ein Kinderpony sein kann. Das sind starke Persönlichkeiten in einem kleinen kräftigen Körper.
  • Welsh-Ponys: Kommen in verschiedenen Größen vor (Sektionen A bis D). Sie gelten als elegant, sportlich und eignen sich sehr gut für Kinder, Jugendliche und zierliche Erwachsene.
  • Connemara-Pony: Eine irische Rasse, bekannt für ihre Stärke und Vielseitigkeit. Sie sind freundliche Partner für Freizeit und Sport.
  • Dartmoor- und Exmoor-Ponys: Sehr ursprüngliche Ponys aus England, robust und ausdauernd, oft im Gelände eingesetzt.

Wie schwer werden Pferde?

Das Gewicht verschiedener Pferderassen hängt stark von der Größe und dem Typ ab. Ponys wiegen oft zwischen 200 und 400 Kilo, Warmblüter 500 bis 700 Kilo, Vollblüter eher etwas weniger. Kaltblüter bringen dagegen bis zu 1.000 Kilo oder mehr auf die Waage.

Dieses Gewicht erklärt auch, warum ein sicherer Umgang so wichtig ist – selbst ein Pony kann einen Menschen leicht verletzen, wenn es unkontrolliert ist.

Wie alt wird ein Pferd?

Pony Porträt Nahaufnahme mit Halfter

Pferde und Ponys können, je nach Rasse und Haltung, zwischen 20 und 30 Jahre alt werden. Ponys gelten oft als besonders langlebig und erreichen nicht selten ein Alter von über 35 Jahren.

Aber auch Araber können für Pferde sehr alt werden. 40 Jahre sind zwar eher selten, aber dieses Alter ist absolut möglich.

Andere Vollblüter dagegen haben durch ihre sportliche Nutzung manchmal eine etwas kürzere Lebensspanne. Nicht zuletzt, weil die Bedingungen in denen Vollblüter auf der Rennbahn leben, weit entfernt von optimal sind. Frühes antrainieren, Starts mit 2-jährigen Pferden bei einem Rennen, eine wenig artgerechte Haltung führen zu Folgeschäden und dadurch zu einem früheren Ableben. Nicht immer, aber leider oft genug.

Einem Warmblut sieht man mit 20 Lebensjahren sein Alter an. Es darf alles ruhiger zugehen, gerade aber „pensionierte Sportler“ brauchen auch in diesem Alter Bewegung und Beschäftigung. Wer rastet, der rostet…

Wichtig ist: Gute Haltung, Pflege und tierärztliche Betreuung sind entscheidend für ein hohes Pferdealter.

Pferdefarben – eine bunte Vielfalt

Die Palette an Pferdefarben ist riesig! Weiß ist nicht gleich weiß: Manchmal heißen weiße Pferde wie Eissorten: Cremello, Perlino und so einige weitere.

Gerade bei Ponys sind Sonderfarben gar nicht so selten. Das wundert nicht, denn diese sind ein echter Blickfang!

Fellfarben hängen stark vom Rassestandard ab. Wir alle haben ihn schon irgendwann einmal gesehen: den Friesen. Eine Pferderasse, die gerne in der klassisch-barocken Reitweise eingesetzt wird. Große Rappen mit langer wallender Mähne – das ist der Rassestandard, ganz selten gibt es auch Friesen in Fuchsfarben. Auch sehr schön, aber nicht gerne gesehen.

Das Deutsche Reitpferd bedient sich eher an den „Klassikern“ der Farbskala. Dort sind überwiegend Schimmel (weiß), Braune (braune Pferde), Rappen (schwarz) oder Füchse (rotbraun) zu finden.

Schecken sind zweifarbig, das Fleckenmuster ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Mal gibt es große Flächen in z.B. braun, mal viele kleine „Tupfen“. Ganz platt gesagt und um es sich leichter vorzustellen: jeder Mensch hat schon mal eine schwarz-weiße Kuh gesehen. So sieht ein Schecke aus. Nur eben keine Kühe, sondern Pferde. Auch das Pferd von Pippi Langstrumpf ist ein Schecke, genauer gesagt ein Tigerschecke. Ein typischer Vertreter dieser Fellfarbe ist der Knabstrupper.

Falben finden wir bei Fjordpferden oder den Dülmener Wildpferden. Das Deutsche Reitpony bedient sich allerdings auch gerne dieser Farbgebung. Falben haben oft schwarze Abzeichen wie schwarze Beine, ein Aalstrich am Rücken und eine schwarze Mähne und Schweif.

Ist das Pferd von sehr heller Fuchsfarbe, aber mit weißer Mähne und Schweif, reden wir von einem Isabellen.

Palomino Pferd Nahaufnahme Kopf

Ich könnte diese Liste um unzählige weitere Farbvarianten ergänzen, aber mit diesen Infos habt Ihr schon mal einen guten Überblick.

Welche Pferderasse passt zu meinem Kind?

Wie Du nun weißt, gibt es unzählige Pferderassen, jede mit ihren Besonderheiten. Für Kinder sind Ponys und kleine, ruhige Rassen oft die beste Wahl. Wichtig ist aber weniger die Rasse, sondern der Charakter des einzelnen Pferdes. Oft macht auch ein älteres Pferd oder Pony Sinn.

Es gibt einen schönen Leitsatz, der meistens zutrifft:

„Je jünger das Kind, desto älter/erfahrener sollte das Pferd/Pony sein.“

Die Farbe sollte bei der Wahl eines Ponys oder Pferdes für Dein Kind keine Rolle spielen. Auch hier gibt es einen schönen Satz, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:

„Ein gutes Pferd hat keine Farbe“.

Ob Pony oder Warmblüter, Kaltblut oder Vollblut: Jedes Pferd ist einzigartig.

Wenn Du Dein Kind beim Reiten begleitest, achte auf Sicherheit, eine gute Ausbildung und darauf, dass Dein Kind Freude hat. Dann wird das Abenteuer Pferd zu einer wertvollen Erfahrung – egal, welche Rasse Euch am Ende begleitet.

Und wenn du einen generellen Überblick benötigst, was alles wichtig ist für den Start mit dem Pferd, lies gerne meinen Artikel „Mein Kind will Reiten – Alle Infos zum Start

Kinder reiten fröhlich auf Ponys

Ein kleines Fazit

Kurz und knapp: Die Welt der Pferderassen ist enorm vielfältig, und bietet für jeden das passende Pferd oder Pony 🙂

FAQ – Pferderassen

Diese Begriffe beschreiben Temperamenttypen, keine eigenen Rassen. Vollblüter wie Araber oder Englische Vollblüter gelten als heißblütig, schnell und temperamentvoll. Kaltblüter sind große, schwere Arbeitspferde mit viel Zugkraft und einem ruhigen Charakter – Beispiele sind das Belgische Kaltblut oder das Shire Horse. Warmblüter liegen in der Mitte: Sie vereinen Kraft, Ausdauer und Eleganz und sind typische Sportpferde für Dressur, Springen und Vielseitigkeit.

Ponys und generell eher kleinere, ruhige Rassen sind ideal für Kinder. Entscheidend ist weniger die Rasse als der Charakter des individuellen Pferdes. Häufig empfiehlt sich ein älteres und erfahrenes Pony – der Leitsatz „Je jünger das Kind, desto älter das Pferd“ trifft meist zu.

Mehr Tipps zum Reiten mit Kindern findest du im separaten Ratgeber „Mein Kind will Reiten – Alle Infos zum Start

Ponys werden offiziell bis zu einem Stockmaß von 1,47 m gemessen. Alles, was größer ist, zählt bereits als Kleinpferd oder Großpferd, selbst wenn die Eltern im Ponyzuchtbuch stehen. Grenzfälle sind etwa Haflinger oder Islandpferde, die in der Spannweite 1,35 m bis 1,55 m liegen.

Die Farbpalette reicht von Rappen (schwarz) und Füchsen (rotbraun) über Braune und Schimmel (weiß) bis hin zu den bunten Schecken und Falben. Manche Rassen sind für typische Farben bekannt: Friesen sind meist schwarze Rappen, Fjordpferde haben oft die Falbenfarbe mit Aalstrich und seltene Tigerschecken findet man z. B. beim Knabstrupper

Weltweit sind über 200 Pferderassen anerkannt – von winzigen Ponys, die kaum größer als ein Hund sind, bis zu Pferden mit einem Stockmaß von 2 Meter. Diese Vielfalt entstand durch gezielte Zucht für unterschiedliche Zwecke

Im Schnitt werden Pferde und Ponys 20–30 Jahre. Ponys gelten oft als besonders langlebig und erreichen nicht selten über 35 Jahre. Araber können sogar bis 40 Jahre alt werden. Vollblüter haben durch den Rennsport manchmal eine kürzere Lebensspanne. Gute Haltung, regelmäßige Pflege und tierärztliche Betreuung sind entscheidend für ein langes Pferdeleben

Das Gewicht hängt stark von der Rasse ab. Ponys wiegen meist 200–400 kg, Warmblüter 500–700 kg und Vollblüter oft etwas weniger. Kaltblüter können sogar bis 1000 kg oder mehr erreichen. Dieses hohe Gewicht zeigt, warum ein sicherer Umgang mit Pferden so wichtig ist

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