Illustration eines Mannes mit vielen bunten Fragezeichen hinsichtlich der richtigen Reitersprache, Symbol für Anfängerfragen im Reitsport und über Pferde.

Reitersprache verstehen – 50 Reiterbegriffe einfach erklärt

Das Kind wünscht sich eine Schabracke und Du denkst als erstes an eine Person? Nicht schlimm, passiert häufiger. Eine Schabracke ist eine Sattelunterlage – und inzwischen definitiv auch ein Modeutensil.

Die Reitersprache wirkt auf Außenstehende oft wie eine geheime Fremdsprache. Begriffe wie Anlehnung, Durchparieren oder Zirkel gehören jedoch zum Grundwortschatz im Reitsport. Wer die wichtigsten Reiterbegriffe kennt, versteht nicht nur Reitlehrer und Reitstunden besser, sondern kann auch den Alltag im Stall leichter nachvollziehen. In diesem Artikel findest du die 50 wichtigsten Begriffe der Reitersprache einfach erklärt – ideal für Anfänger und alle, die sich einen schnellen Überblick verschaffen möchten.

Die Basics der Reitersprache – Die drei Grundgangarten

Hier lernst du die wichtigsten Reiterbegriffe kennen hinsichtlich der Grundgangarten von Pferden, Schritt, Trab und Galopp.

  • Schritt: Die langsamste Gangart. Ein Viertakt, bei dem immer drei Hufe gleichzeitig Bodenkontakt haben. Ruhige, gleichmäßige Bewegung. Die meiste Zeit im Leben eines Pferdes bewegt es sich im Schritt.
  • Trab: Es wird ein bisschen schneller. Und für Kinder auch wackeliger. Der Trab ist ein Zweitakt, bei dem jeweils ein diagonales Beinpaar gleichzeitig aufsetzt. Das erfordert Balance und ist gerade am Anfang gar nicht so leicht zu koordinieren.
  • Galopp: Jetzt wird es schnell. Der Galopp ist ein Dreitakt, mit einer Schwebephase. Für viele Kinder die spannendste Gangart und – wenn man sich an die Geschwindigkeit gewöhnt hat – auch eine sehr bequeme Gangart. 

Mehr Grundlagen für Eltern ohne Reitvorwissen findest du übrigens in meinem Artikel „Mein Kind will Reiten – Alle Infos zum Start„.

Reitersprache rund um Pferdepflege, Reiten, Ausrüstung und Stall

Viele wichtige Reiterbegriffe stammen direkt aus der täglichen Pferdepflege, der Ausrüstung und dem Leben im Stall.

Pferdepflege

  • Putzen: Vor und nach dem Reiten Pflicht. Dient der Sauberkeit und der Kontrolle des Pferdes.
  • Hufe auskratzen: Mit dem Hufauskratzer werden Steine und Dreck entfernt.
  • Striegeln und Bürsten: Unterschiedliche Bürsten für verschiedene Körperpartien.

Ausrüstung des Pferdes

  • Sattel: Sitz des Reiters, wird mit dem Sattelgurt fixiert.
  • Trense: Kopfstück mit Gebiss oder gebisslos, über das die Zügel laufen.
  • Halfter: Auch für den Kopf des Pferdes, aber ohne Gebiss und nicht zum Reiten sondern zum Führen oder Anbinden des Pferdes gedacht. 
  • Steigbügel: Metallbügel für die Füße, die Halt beim Reiten geben und das Aufsteigen erleichtern.
  • Gamaschen: Beinschutz für das Pferd. Soll Verletzungen verhindern.
  • Bandagen: Bandagen sind die Alternative zu Gamaschen. Sie werden um das Pferdebein gewickelt und sollen ebenfalls Verletzungen verhindern. 
  • Hufglocken: Schützen den Huf beim Springreiten.
  • Ausbinder: Sollen das Pferd in einer gesunden Körperhaltung unterstützen, wenn der Reiter dies noch nicht erarbeiten kann.

Benötigst du mehr Informationen, welche Ausrüstung für Kinder am Anfang wichtig ist und worauf du achten solltest, kannst du das in meinen Artikeln über Reithelme, Sicherheitswesten, Reithosen und Reitsteifel/Reitstiefeletten nachlesen

Pferdehaltung

  • Box: Die „Wohnung“ des Pferdes innerhalb eines Stalltraktes. 
  • Offenstall: Hier gibt es keine Boxen. Die Pferde leben in kleinen Gruppen in einem größeren Auslauf mit Unterstand, an der freien Luft. 
  • Laufstall: ähnliches Konzept wie ein Offenstall. Hier leben die Pferde auch in Gruppen zusammen, befinden sich aber nicht zwingend an der freien Luft. Ein Laufstall kann auch innerhalb eines Stalltraktes sein. 
  • Paddock-Box: Eine Box mit direktem Zugang zu einem kleinen Auslauf (quasi eine Wohnung mit Balkon).
  • Paddock: Ein großer Sandauslauf. Im Winter stehen die Pferde in Gruppen auf dem Paddock, im Sommer auf der Weide.
  • Weide: Eine große Wiesenfläche zum Laufen, Fressen, Wälzen – um einfach Pferd zu sein. 

Anmerkung in einen extra Schaukasten: Die Verpflichtung Pferden freien Auslauf zu bieten, steht im Tierschutzgesetz! Die genauen Anforderungen sind in den Leitlinien Leitlinien zur Pferdehaltung beschrieben. Es gibt also bereits ausreichende (besser geht immer!) Regelungen, diese müssen eben nur konsequent umgesetzt werden! 

  • Stroh: Häufigste Einstreu der Box. 
  • Späne: Einstreu für Pferdeboxen, wenn das Pferd empfindlich auf Staub o.ä. reagiert.
  • Heu: Ein Großpferd benötigt mindestens ca. 10 kg Raufutter (vor allem Heu) pro Tag.
  • Hafer/ Müsli und Mash: Gehört alles zum Kraftfutter für Pferde. Wer Sport macht, braucht Energie.
  • Mineralfutter: Benötigen unsere Pferde, um alle wichtigen Mineralien und Spurenelemente zu erhalten.  

Reiterhilfen – die „Sprache“ zwischen Reiter und Pferd

  • Schenkelhilfen: Signale mit den Beinen, die dem Pferd Richtung oder Tempo anzeigen.
  • Zügelhilfen: Signale mit den Händen. Sie wirken über das Gebiss oder die Trense.
  • Gewichtshilfen: Verlagerung des Torsos, mit der der Reiter das Pferd unterstützt.

Mehr dazu – und auch viel schöner zu lesen – findest Du in meinem Artikel über Reiterhilfen

Typische Reitervokabeln im Unterricht

In der Reitstunde begegnen dir viele Reiterbegriffe, die zum grundlegenden Reitvokabular gehören.

  • Abteilung bilden: Alle Reiter in der Halle/ auf dem Platz reihen sich hintereinander ein. Der erste Reiter bildet die Tete.
  • Abteilung auflösen: Die Reihe löst sich auf, jeder reitet für sich in der Halle/ auf dem Platz (unter Berücksichtigung der Bahnregeln!).
  • Anreiten: Das Pferd vom Stillstand in die Bewegung bringen.
  • Antraben / Angaloppieren: Wechsel in eine schnellere Gangart.
  • Durchparieren: Von einer schnelleren in eine langsamere Gangart wechseln oder das Pferd zum Halten bringen.
  • Eine halbe Parade, eine ganze Parade: Hier ist nicht die Rede von einem kleinen oder großen Festzug, sondern von dem Zusammenspiel der Reiterhilfen. Eine halbe Parade macht das Pferd aufmerksam auf die nächste Lektion, eine ganze Parade bringt das Pferd immer zum Stehen. 
  • Leichttraben: Zu Beginn eines Reiterlebens wird das  „Leichttraben“ geübt. Hier steht der Reiter bei jedem Tritt aus dem Sattel auf.
  • Aussitzen: Beim Aussitzen bleibt das Gesäß des Reiters im Trab im Sattel. Für viele Reiter ein ewiges Thema, das ist nämlich gar nicht so einfach.
  • Leichter Sitz: Der leichte Sitz bezieht sich nicht auf den Blutalkoholspiegel des Reiters, sondern auf die Position des Reiters im Galopp. Hier steht der Reiter in seinen Steigbügeln, das Gesäß hat keinen Kontakt zum Sattel, der Oberkörper ist nach vorne geneigt. 
  • Versammlung: Keine Ansammlung von Menschen, sondern der Zustand des Pferdes unter dem Reiter. Hier handelt es sich kurz und knapp beschrieben, um eine positive und gewollte Anspannung des Pferdes. 
  • Rechts dreht, links marschiert auf: Der Erste Reiter der Abteilung wendet nach rechts auf die Mittellinie ab und kommt auf dieser zum Halten. Alle weiteren Reiter stellen sich der Reihe nach links daneben auf.  
  • Auf dem Zirkel geritten: Beim Begriff ‘Zirkel’ ist nicht das Zeichenwerkzeug gemeint, sondern ein großer Kreis auf dem Reitplatz oder in der Reithalle.
  • Sich schwer im Sattel machen: Geht nicht. Doofes Kommando. Das Körpergewicht bleibt gleich, aber mit Gewichtshilfen kann der Reiter sein Pferd beeinflussen, z. B. um es zum Stehen zu bringen oder zu versammeln.  

Die Skala der Ausbildung – wichtige Vokabeln

Die Skala der Ausbildung mit den Punkten Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung ist das Herzstück der Pferdeausbildung Diese Begriffe sind ein zentraler Teil der Reitersprache und werden in jeder Reitschule verwendet.

  • Takt: Der Takt ist das Gleichmaß aller Schritte (Gangart Schritt), Tritte (Gangart Trab) und Sprünge (Gangart Galopp). Taktmäßige Bewegungen des Pferdes sind die Grundvoraussetzung für jede weitere Arbeit. 
  • Losgelassenheit: Das ist das unverkrampfte An- und Entspannen der Muskulatur, bei innerer Gelassenheit. Das Pferd ist also körperlich und mental entspannt bei der Arbeit.
  • Anlehnung: Die Anlehnung ist ein sanfter Kontakt zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Das Pferd „lehnt sich an das Gebiss an“. Der Reiter fühlt also eine angenehme Zügelverbindung zum Pferdemaul. Nicht zu verwechseln mit „das Pferd legt sich AUF das Gebiss“. Diesen Zustand möchte aus vielen Gründen keiner und so schnell wie möglich abzustellen. Für Kinder besonders unangenehm, da der Pferdekopf so einiges wiegt und das Kind dauerhaft nach vorne aus dem Sattel gezogen wird. 
  • Schwung: Unter Schwung versteht man die Übertragung der Kraft aus der Hinterhand über den Rücken auf die Gesamt-Vorwärts-Bewegung des Pferdes. Schwung hat nichts mit Tempo zu tun. Manche Gangarten haben wegen der fehlenden Schwebephase (kein Huf ist auf dem Boden) keinen Schwung, wie der Schritt. 
  • Geraderichtung: Das Pferd ist von Natur aus in sich schief – wie übrigens auch jeder Mensch. Um das Pferd geradezurichten, werden beide Körperhälften gleichmäßig gymnastiziert. Ein geradegerichtetes Pferd bewegt sich also mit seinen Vorder- und Hinterbeinen gleichseitig auf einer Linie (also linkes Vorderbein und linkes Hinterbein auf einer Linie usw.)
  • Versammlung: Die Versammlung ist die Königsklasse in der Ausbildungsskala. Darunter versteht man ein Ausbalancieren auf kleinerer Grundfläche. Ein Beispiel: Von Punkt A nach Punkt B braucht ein Pferd im Arbeitsgalopp z.B. 10 Galoppsprünge. Ein versammeltes Pferd macht auf derselben Strecke z.B. 20 Galoppsprünge. Wichtig ist hier, dass das Pferd sich selbst trägt, es wird nicht einfach zurückgezogen. Was von außen bei Könnern leicht aussieht, ist richtig anstrengend für das Pferd! Vergleichbar mit Liegestützen beim Menschen. 

Fazit – Jetzt bist Du fit für Pferde-Smalltalk

Ich denke diese Begriffe der Reitersprache sind erstmal ausreichend, um dich mit Deinem Kind über seine Reitstunde oder seinen Tag am Stall zu unterhalten. Und wenn Du mal nicht weißt was gemeint ist, frag nach! Es reicht, aufmerksam zuzuhören und echtes Interesse zu zeigen, das öffnet Raum für Gespräche. Dein Kind kann so sein Wissen teilen und fühlt sich ernst genommen. Das ist oft wichtiger, als die Fachbegriffe selbst sofort zu beherrschen.

Mein Tipp: Lass Dir Begriffe von Deinem Kind erklären. Kinder lieben es, Experten zu sein ;-). Oder lies mit Deinem Kind gemeinsam Reitbücher/ Pferdebücher. Es gibt eine Vielzahl an tollen Büchern, für jeden Kenntnisstand (Artikel erscheint bald).

Kind mit zwei Pferden in Reitausrüstung, Sinnbild für Freude und erste Erfahrungen im Reitsport.

FAQ – Reitersprache leicht erklärt

Die Reitersprache hilft, im Unterricht klare Anweisungen zu verstehen und im Stall sicher mitreden zu können. Gerade Einsteiger profitieren davon, die wichtigsten Begriffe früh zu lernen.

Weitere wichtige Infos zum Start erhältst du in meinem Artikel „Mein Kind will Reiten – Alle Infos zum Start„.

Reitersprache ist ein Fachvokabular, das Reiter nutzen, um Bewegungen, Hilfen und Abläufe klar zu beschreiben. Sie sorgt dafür, dass alle Beteiligten – vom Reitlehrer bis zum Schüler – dieselben Begriffe verwenden und Missverständnisse vermieden werden.

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